Wieviel Wasser ist nun wirklich vorhanden?

Was bedeutet eine Kartentiefe von 1 Meter in der Praxis, wenn man es mit Ebbe und Flut zu tun hat? Wann gelten die Tiefenziffern, bei Hochwasser oder bei Niedrigwasser?

LAT als niedrigstmöglicher Gezeitenwasserstand für die Tiefen auf der Karte

Der Kartenmacher muss hierfür eine Wahl treffen. Um Enttäuschungen und Scheitern zu vermeiden, hat er einen sehr niedrigen ‘Gezeitenwasserstand’gewählt, mit dem er die Tiefen in Zusammenhang bringt, nämlich das LAT. Die Abkürzung kommt eigentlich aus dem Englischen und bedeutet ‘Lowest Astronomical Tide’, auf Deutsch ‘Niedrigste, zu erwartende Wassertiefe’. Damit ist das LAT der niedrigste Gezeitenwasserstand aus der Gezeitentabelle.

Meistens mehr Wasser als das Kartennull

In der Praxis kann man also davon ausgehen, dass sogar bei Niederigwasser mindestens soviel Wasser vorhanden ist, wie auf der Karte angegeben wird. Und im Durchschnitt sogar noch 30 bis 40 cm mehr. Die rote Umrahmung auf der Karte gibt den Durchschnitt der Hoch- und Niedrigwasserstände in Bezug auf das LAT an.
Zu weiteren detaillierten Wasserständen siehe http://www.getij.nl und www.live.getij.nl.

Ist der Wasserstand wirklich niemals niedriger als das LAT?

Bei einem starken, ablandigen Wind kommt es regelmäßig vor, dass der Wasserstand von der Vorhersage abweicht. Bei Springniedrigwasser, wenn der Wasserstand selbst schon sehr niedrig ist, kann es dann passieren, dass der Wasserstand niedriger wird als LAT.
Die Abweichung des Wassrstandes kann man über alle Stationen an Land ermitteln wie beim Brandaris, bei den Hafendiensten und bei den Seeschleusen.

Text zum Foto:
Während eines winterlichen Wattentörns, es war genau Springtide, fuhren wir von Harlingen nach Terschelling. Der Wind war südöstlich, 7 bis 8 Beaufort. Der Schafskot wehte buchstäblich von den Deichen Frieslands aufs Watt. Und sehr viel Wasser aus dem Watt heraus. Bei extremem Niedrigwasser segelten wir auf der Fock durch den Slenk, der Wasserstand war fast ein Meter niedriger als LAT! Die Sandbänke erhoben sich wie Tafelgebirge aus dem Wasser, vor uns erhoben sich Mauern von Sand. Ein kurzer, unvergesslicher Blick in eine Welt, die fast immer verborgen bleibt.

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Kaartdetails: Dienst der Hydrografie van de Koninklijke Marine
Getijcurve: Rijkswaterstaat
Tekst en foto: Marianne van der Linden
© ScheepsWijs Vaarcursussen
www.scheepswijs.nl

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