Wattenflottillentörn 2012
Der Flottilletörn auf dem Watt mit die Platbodenschiffe von Heech by de Mar findet jedes Jahr statt und ist ein wahres Happening.
In diesem Jahr machten wir uns mit der beträchtlichen Anzahl von 13 Schiffen wieder auf den Weg, eine Gruppe von 64 begeisterten Seglern.
Datum: 20 bis 27 April 2012.
Die Schiffe, die mitfuhren, waren:
Mit Skipper:
• Lemsteraak 13 Meter ‘Hendrickje Stoffels’ mit dem Skipper und Flottilleleiter Jan Cees, dem Reserveskipper Harry Koekebakker und 6 Gästen;
• Lemsteraak 14,50 Meter ‘Ronde Walvis’ mit Skipper Wil und 9 Gästen;
• Lemsteraak 11 Meter ‘Beste Vaert’ mit Skipper Martin Koekebakker und 5 Gästen;
• Lemsteraak 11 Meter ‘Brandende Liefde’ mit Skipper Marianne van der Linde und 5 Gästen;
Schiffe ohne Skipper aus der Charterflotte:
• Lemsteraak 9,10 Meter ‘De Steert’
• Lemsteraak 9,50 Meter ‘Josephine’
• Lemsteraak 9,50 Meter ‘Mata Hari’
• Lemsteraak 9,50 Meter ‘Eline Vere’
• Lemsteraak 9,50 Meter ‘Manna’
• Lemsteraak 10,50 Meter ‘Tijdtverdrijf’
• Hoogaars 11,12 Meter ‘Vrouwe Willemke’
Die übrigen Schiffe, die sich bei der Gruppe anschlossen:
• Lemsteraak 10,50 Meter ‘Honesta’ der Familie Lechner
• Schokker 13,70 Meter ‘Boreas’ der Familie Ockels
Hier unten lesen Sie ein Bericht von Peter Zimmermann, Crewmitglied auf der Lemsteraak 'Beste Vaert'.
Freitag 1. Tag
Freitag, endlich, es ist soweit. Der letzte Patient ist raus, Tür zu, ab in die Garage, wo das Auto schon seit 2 Tagen fertig gepackt steht und los geht’s in Richtung Holland. Möglichst früh, man weiss ja nicht, was der Freitagnachmittag so verkehrstechnisch noch so bietet.
Aber „es läuft“, und als die Brücke von Kampen in Sicht kommt, kehrt so langsam Ruhe ein, das Urlaubsgefühl nähert sich mit Riesenschritten und die Gegend wird so richtig schön „Frysisch“.
Nach der Abfahrt von der Autobahn tauchen auf oder besser über den Wiesen die ersten Segel auf, ab und zu schon ein Mast eines Traditionsschiffes mit dem typischen „Flögel“ in den holländischen Nationalfarben (Nein, nicht Orange :-)), was meine Vorfreude noch schneller wachsen läßt. Trotzdem schööön langsam und immer an die Speedlimits ( snelheit ) halten, die Gebühren, die die hollandische Polizei aufruft sind echt happig, könnte man doch viel besser in „Oude Genever“ und ein Bierchen umsetzen.
Im firmeneigenen Hafen von Heech bei de Mar angekommen werde ich erst mal ganz herzlich von Utie, der gute Seele der Firma begrüßt. Sie meint, ich solle den Törnbericht in holländisch schreiben, ich sei schon so oft dagewesen, dass müsse doch gehen. Keine Angst, ich wird es erst mal mit einzelnen Übersetzungen versuchen.
Ich genieße erst mal den Anblick der wunderschönen Flotte im Hafen, lauter herrliche, top-gepflegte Plattböden, sorry, ihr merkt, ich bin total überzeugter Wiederholungstäter.
Endlich beim Boot angekommen, einer wundervollen 11m Lemsteraak Namens Beste Vaert sind die Mitsegler Uli und Raimund schon an Bord, wir helfen uns gegenseitig mit unseren Plörren und trinken dann erst mal ein Willkommensbierchen. Anschließend bewacht Uli den Single Malt Whiskey während Raimund und ich zur Einkaufstour in den Supermarkt starten.
Getreu dem Motto der Vorjahre „Nur das allernotwendigste“ füllen wir 3 Einkaufswagen mit allen Leckereien, derer wir so habhaft werden.
Zurück im Hafen sind auch Astrid und Helmut, der „Fockflüsterer „ aus Krefeld eingetroffen, die ToDoListe wird durchgegangen und es stellt sich eine nahezu 100 %ige Übereinstimmung heraus. Oberaffentittenmegaturbosupergeil, wie unser Skipper Martin Koekebakker den Rest der Woche zu sagen pflegte.
Danach geht es ins Dorf zum Palaver (holländisch für Besprechung in holländisch in Kombination mit essen, trinken und Verwirrung stiften).
Jan Cees tut dies wie jedes Jahr als Flottillenführer in unnachahmlicher Weise mit angebrochenen Sätzen und vorbeiflitzenden Bildern aus dem Beamer, was aber der Laune keinen Abbruch tut, es sind fast alles Waddenzeeprofis und viele ebenfalls begeisterte Wiederholungstäter wie ich. Die Wiedersehensfreude war natürlich entsprechend, was dem Getränkeumsatz sehr förderlich war.
Trotzdem alle Mann/Frau früh in die Kojen, am nächsten morgen ist 8 Uhr Abfahrt befohlen.
Samstag 2. Tag
Boah ist das früh! 7.45 Palaver, dieses mal holländisch für Skipperbesprechung und Festlegen der Route, dies geschieht mit weitausholenden Gebärden für kleine Karten, aber die grobe Richtung ist klar, und da am Ende eine Schleuse liegt, bleiben nicht viele Alternativen.
Pünktlich um 8 fängt es an zu regnen, so richtig fetter Flottillenregen, aber Skipper Martin sagt, in exakt 1,5 Stunden hört es wieder auf. Wers glaubt ? egal, Punkt acht Uhr legt die Beste Vaert ab, sehr zu Martins erstaunen ganz ohne skipperlichen Befehl.
Sehr schön schnell sind wir auf dem Heeger Meer ( Hier heißt das Meer ZEE und die Seen Meer, naja, ist eben holländisch ) und es läuft rein unter Segeln perfekt bis Workum.
Also so ganz klappt das mit Martins Verträgen mit dem Wettergott nicht, es dauert immerhin 1 Stunde, 35 Minuten bis es aufhört zu regnen. Wie schafft er das bloß. Aber irgendwas muß bei seiner Bestellung schief gegangen sein, knapp 10 Minuten später regnet es wieder genauso fett wie vorher
Komentar Martin: „ ich hab nur gesagt wann es aufhört“………………….
Unser Schleusenmanöver in Workum klappt perfekt, mit Uli, Raimund, Astrid und Helmut sind eben alte Hasen an Bord, der Skipper hat Urlaub.
Nachdem alle durch die Schleuse sind und wir und gesammelt haben geht es raus aufs Ijsselmeer, hier schlägt jetzt Helmuts Stunde als „ Fockflüsterer“, eine Kunst , die er schon auf früheren Törns immer wieder unter Beweis gestellt hat.
Bald ist nix mehr mit flüstern, es bläst so schön, dass wir beide Reffs ins Großsegel machen. Nach dem Schlag nach Den Oever auf der anderen Seite hört es auch endlich auf zu regnen und wir kreuzen richtig schick bis zur Schleuse, vor der wir uns dann alle im Sonnenschein wieder sammeln.
Bis alle da sind machen wir gemütlich Suppenpause und es reicht auch noch für Kaffee und Kuchen bis wir dann alle gemeinsam durchgehen auf die Waddenzee, ab hier gilt dann für den Rest des Tages das Skippermotto „Oberaffentittenmegaturbosupergeil“ für Wetter, segeln und Wind.
Der Schlag nach Texel ist Sonne pur, zunächst noch ganz leicht mit Maschine gegen Strom, aber dann „mit Schmackes“ und 7 Knoten trotz 2 Reffs nach Oudeschild in den Hafen.
Sonntag 3. Tag
Mann hat das über Nacht geregnet, aber der Morgen empfängt uns mit Trockenheit und warmer Sonne, nur die Segelhandschuhe sind nass, die wurden gestern doch tatsächlich über dem Anlegerbierchen draussen vergessen. Das palaver ist kurz und knackig, der Hafenmeister verlangt stolze 40 Euro Liegegebühr (holländischer Ausdruck für allgemeine Teuerungsrate) und dann fahren alle los.
Alle?, nein, fast alle, denn der Hafenmeister flitzt wie eine angestochene Hornisse mit Aussenborder hin und her mit dem Ergebnis, dass einige nochmal zurückmüssen und bei Heech by de Mar ein Anruf eingeht, dass 5 ! boote keine Liegegebühr bezahlt haben. Ethyltoxische Amnesie? Naja, kann ja mal passieren ( sollte aber nicht!, wir sind ja auch nur Gäste).
Und dann geht’s los, Sonne, endlich ausreffen, und nachdem wir nach dem Hagelschauer aufgetaut sind und das Boot vom eis befreit haben geht es mit bis zu 9,3Knoten !!! hinter den Anderen her ( keine Sorge, wir hatten bezahlt :-)).
Es ist so richtig herrliche Rauschefahrt. Juchuuuuuu, Wunderschööööön, und vor allem, wenn man an den anderen vorbeikommt .
Highlight des Tages ist das „geplante“ Trockenfallen, zuerst versuchen wir es im Päckchen, aber die Anker halten nicht, mittlerweile sind 12 unserer insgesamt 13 Teilnehmer da und wir fahren uns kollektiv, geplant und kontrolliert dicht bei dicht fest.
Und nun kommt bis zur kompletten Ebbe der gemütliche Teil: in strahlender Sonne kreiert Helmut den aktuellen Trockenfallabwarteschluck: Kaffee Wattwurm aus Sahne mit einem ordentlichen Schluck Single Malt Whiskey, echt lekker ( holländisch für :Ist aber echt lecker )
Bei strahlender Sonne sitzen wir in der Plicht, sehen dem fallenden Wasser zu, geniessen den Bordschnack, das gemütliche Beisammensein und das allmähliche Hervorkommen des Meeresgrundes.
Also ehrlich, wer so etwas als Segler noch nicht erlebt hat, dem fehlt noch etwas !!
Nachdem das Wasser weg ist (Zumindest fast, ich kann es nicht abwarten: weitere Temperaturangaben nur in cm ) laufen dann alle im Watt herum, es werden viele schöne Fotos gemacht.
Leckere Tomatensuppe und Astrids phantastischer Kuchen runden den Nachmittag ab.
19 Uhr dann Anker auf und unter Fock nach Terschelling.
Nachdem wir an der riesigen Seehundkolonie vorbei sind kommt wenig später mit Speed die Waterpolicie vorbei, Martin vermutet, dass sie jetzt die Luft aus den Seehunden lassen und sie morgens für die nächsten Touristen wieder aufpumpen.
Im Abendsonnenschein kommt der Brandaris ( der große, alte Leuchtturm auf Terschelling langsam immer näher.
Kurz vor Terschelling fährt sich Hendrikje Stoffels noch fest weil sie an uns vorbei will und neben der Fahrwasserrinne „schnippeln“ will und wir sind so fies und dokumentieren das auch noch per Teleobjektiv.
Locker ziehen wir vorbei (naja, fast: zweimal dotzen wir bei dem niedrigen Wasserstand auch kurz auf)
Zum Glück kommt sie selber wieder frei und ein herrlicher Tag endet im Hafen von Terschelling, wo es erst mal ein „Beerenburg (die holländische Antwort auf Underberg und Kümmerling)-lastiges“ Wiedersehen mit Theo auf dem Nachbarschiff gibt, den die Leser des Törnberichtes von 2011 bereits als „Theomatic“ kennen.
Mit herrlichem Glühwein wärmen wir uns auf und bereiten uns auf das Abendessen vor, nachdem dann ein herrlicher Segeltag mit einer wunderschönen Plattbodenflotte zu Ende geht.
Montag 4. Tag
Heute morgen ist das Wetter so mies, dass ich mich am liebsten Innendienstkrank melden möchte, den Part hat aber leider Uli mit seinen immer noch andauernden Rückenschmerzen schon gebucht, die trotz täglicher Spritzen von mir und Analgetikacomedikation zu Wein, Whiskey, Port und Bier (ja ja, auch alkoholtechnisch sind wir top drauf) nicht weichen wollen.
Der große Kugelfender ist mittlerweile zum Petzi-Ball und REHA-Sportgerät mutiert.
Sogar unser Seebär Raimund schlägt in Anbetracht des Regens eine nochmalige Matratzenhorchrunde vor mit Frühstück ab 11 Uhr. Davon lässt sich ein echter holländischer Skipper aber nicht beeindrucken und wir laufen früh aus,
Was für ein herrliches Bild: Vor uns ein pechschwarzer Himmel, davor von der Morgensonne schneeweiss angestrahlte Segel der wie an einer Perlenschnur auslaufenden Flottille. Es sieht phantastisch aus, leider hält es nicht lange vor, dann hat uns die schwarze Wand erreicht und es giesst wieder wie aus Kübeln, anschliessend erneut Hagel und nachdem Raimund das Ruder übernimmt beginnen wir Formel-1-mäßig ein Rennen zu segeln.
Ab jetzt ist trotz Regen und Hagel keine Minute mehr Ruhe, wir setzen alles, was wir an segeln haben, Helmut , der Fockflüsterer tritt in Aktion und während Astrid uns von unten liebevoll mit Kaffee, Tee, Kuchen und weiter Leckereien versorgt zuppeln wir permanent an den Fallen und Schoten, der Bullenstander wechselt laufend die Seite und eine Halse jagt die andere.
Wir pirschen uns von hinten ran, setzen uns genau hinter das vordere Boot, gehen leicht in Luv, lassen uns ansaugen, klauen denen den Wind um dann mit Schmackes vorbei zu ziehen. Wir haben alle Hände voll zu tun, und das ist gut so, sonst hätte Martin bei jedem Boot die Flagge gedippt.
Es klappt und wir ziehen an einem Boot nach dem anderen vorbei. Supergeil, sind wir doch als Vorletzte in Terschelling ausgelaufen.
Kurz vor Ameland hatte unser Raimund als alter Blauwassersegler dann das Erlebnis der 3 Art, als er seekartenmässig mit 7,5 knoten quasi über die grüne Wiese rauschte , volles Rohr unmittelbar auf die Sandbank zuhielt und ca 10 Meter vor der Kante das Ruder umlegte und im sehr spitzen Winkel an der Tonne vorbei in die fahrwasserrinne abbog. Er war sehr erleichtert, aber Martin als erfahrener Waddenzeeskipper blieb ganz gelassen und hatte alles voll im Griff.
Raimund entspannte sich allmählich und wir holen weiter immer mehr auf.
Gegen die als Regattaplattboden konzipierte Boreas haben wir alle keine Chance, aber gegen die anderen, teils viel längeren Boote behaupten wir uns gut.
Ist halt doch immer ein bischen Regattafeeling dabei :-)
Kurz vor Ameland kommt dann der taktische Rückzug der Hendrikje Stoffels, anders könne wir uns die 180-Grad kehre nicht erklären. Wads für ein Bild, als sie mit Vollzeug an und vorbei rauscht.
In erneut prasselndem Regen (tja, ist eben April) laufen wir in Ameland ein und füllen fast den ganzen Hafen mit unserer Flotte.
Endlich geht’s zur Lekkerbek-Bude (holländisch für das landsübliche/typische „etwas andere Restaurant“ ).
Mit 6x „Menue“ ( holländisch für Appetithappen) und etlichen Bierflaschen ( uiuiui sind die hier klein), füllen wir diverse Tabletts und lassen es uns gut gehen.
Anschliessend ruft das Nes-cafè ( Wortspiel: nes heisst der Ort, in dem wir und befinden), wo gemütliche Heizstrahler Ulis Rücken gut tun und uns zusammen mit Amelander Kaffee-Spezial ( Nobeltje, Kaffee und Sahne-Wattwurm)auf Temperatur bringen.
Appeltaart mit Slagroom und ein paar Bierchen runden alles ab, die Sonne kommt, das dach wird eingerollt und uns geht es saugut. Sogar Uli weilt wieder unter den Lebenden.
Auch das gehört zum Segeln und macht das Wohlgefühl der Flottille aus.
Dienstag 5. Tag
Wieder regen, aber im Salon herrscht Bombenlaune, denn zum Frühstück gibt es Käptns-Dinner ( das ist holländisch für wenn der Skipper den Tag mit Verwöhnfrühstück in Form von Eiern mit Speck beginnt). Und das kann er echt gut !!!
Die Laune ist auf dem „Watten-Hoch und wir legen unter Segeln ab, ohne Maschine und das zuppeln und ziehen beginnt von neuem. Die 2 inoffizielle Regatta“ beginnt wieder :-) :-).
Wir schlagen uns wacker gegen Marianne, aber die Zeit wird langsam knapp um mit dem ablaufenden Wasser noch über das Wantij ( nein, das ist nicht der holländische Cousin von Hop-Sing sondern die Flachs der Waddenzee, auch Wattenhoch genannt) zu kommen, zumal auch noch der Wind einschläft.
Wir sammeln uns und laufen ( teilweise sogar wegen der Zeit und des fehlenden Windes mit Staken) durch das arg flache Wasser Richtung Harlingen (auch per Photos anzusehen auf Martins Homepage). Nur Pricken zeigen uns den Weg und Raimund wird wieder etwas mulmig, segelt er doch gefühlsmässig in Anbetracht von 10 cm oder weniger Wasser unter dem Kiel über die grüne Wiese.
Puh, geschafft, keiner sitzt fest, auch der Wind kommt wieder und es läuft top bis Harlingen, wo wir im alten zentralen Stadthafen eine Lekkerbek-und Bier-Pause einlegen.
Harlingen ist ein wunderschönes altes Örtchen, und der ganze alte Stadthafen liegt nicht zuletzt wegen unserer Flottille fast ganz voller alter Traditionsschiffe.
Im Abendsonnenschein ein phantastisches Bild, das fällt unter „artgerechte Haltung für Plattbodenschiffe“. Einfach suuuuper
Gemeinsames Auslaufen gegen 20.30 Uhr, im letzen Abendlicht geht’s in Richtung Abschlußdeich mit der Schleuse Kornwerderzand.
Nach nochmaligem sammeln im Schleusenvorbecken geht es dann in stockdunkler Nacht im Schein von verwirrend vielen Lichtern relativ geordnet in die Schleuse. Man merkt, dass viele es nicht zum ersten Mal machen, alles verläuft ziemlich ruhig, es kommt keine Hektik auf und wir füllen mit 13 Booten die Schleusenkammer ziemlich aus.
Nach problemlosen ausschleusen geht’s es dann in nächtlicher Rauschefahrt nach Makkum.
Für mich als „ Feriensegler“ ist es jedes Mal ein Erlebnis, nachts zu segeln, rund um uns die tanzenden Topplichter wie ständig wechselnde Sternenbilder zu sehen und die eigentümliche Stimmung nachts auf See zu spüren.
In Makkum angekommen geht’s nach Ruckzuck-Anleger und kurzem Absacker schnell in die Kojen, immerhin ist es mittlerweile 1 Uhr nachts.
Mittwoch 6. Tag
Der heutige Morgen empfängt und mit strahlendem Sonnenschein und dem leckeren Duft von Eiern mit Speck, Aaaaah, erneut Käptns-Dinner zum Frühstück.
So kann der Tag beginnen., Nach ausgiebigem Duschen, rasieren und schick machen fangen wir an die wie Martin sagt „Allerhochnötigsten“ Einkäufe zu tätigen.
Jan Cees (zur Erinnerung: altgedienter routinierter Flotillenführer) fängt mit dem Palaver immer früher an, 9 Uhr war angesagt, um 8.50 sprintet unser Skipper mit dem Ausruf “Mist, schon wieder zu spät“ los und kommt tatsächlich fast zu spät.
Bei Traumwetter und gutem Wind (nur mit der Richtung stimmt es nicht so ganz), laufen wir aus und kreuzen lange vor Makkum, ohne auch nur eine Meile nennenswerte Höhe zu machen bis wir uns zu einem „Kaffeeschlag“, das heißt wir segeln schööööön weit raus während es Kaffee, Kucken, Schwarzbrot und Käse gibt.
Es gerade saugut, da kommt über funk der Anruf von Jan Kees zum allgemeinen Gasgeben und Sammeln.
Okay, mangels Wind aus der richtigen Richtung also Jockel an und unter Maschine bis etwa Höhe Bucht von Lemmer, wo wir dann links abbiegen.
Und nun geht’s echt los, zunächst herrliche Rauschefahrt bei 5-6 Windstärken, der aber weiter auffrischt und , da wir ja April haben, bald nicht mehr zu unterscheiden ist, ob wir durch Regen oder Gischt durchnässt werden.
Die Beste Vaert krängt so stark, dass Raimund und ich uns alle 20 Minuten an der Pinne abwechseln müssen, da es echt anstrengend ist , sich mit alle Macht dagegen zu stemmen und sich mit einem Bein auf der leeseitigen Reling abzustützen. Der Speed ist trotz 2 Reffs und ohne Strom mit zeitweise fast 8 Knoten enorm. Allein Martin sitzt fast 4 Stunden stoisch auf der hohen Kante und fährt die Großschot „ sicherheitshalber „ aus der Hand. Wie der das nur macht? Ich bin jetzt schon oft mit Martin gesegelt, aber er überrascht einen immer wieder :-)
Endlich naht Lemmer und nach schleusen, anlegen und sammeln im alten Stadthafen von Lemmer gibt’s dann endlich mal wieder Helmuts Special (Kaffee Wattwurm mit viel Whiskey) zum aufwärmen.
Uli, der Hüter und Kenner des Single Malt legt noch ein paarmal nach bis die Buddel alle ist und wir beschwingt zum gemeinsamen Abendessen in eine örtliche Pizzeria wandern.
Zum Schluß des Tages dann zu meiner Frage bezüglich des Kenterpunktes unseres Bootes und wie er das heute nur gemacht habe Martins Plattbodenseglerspruch schlechthin : Es braucht nur etwas Mut :-)
Donnertag 7. Tag
Mannomann, wie schnell vergeht so ne Woche:
Noch liegen wir im Binnenhafen von Lemmer und heute ist Jan Kees gnädig: Palaver echt erst um 9 Uhr, trotzdem ist, als Martin um 5 vor neun quer über 2 Decks sprintet schon fast wieder alles vorbei. Aber bei der Route ( Lemmer—Heeg ) kann ja keiner mehr verloren gehen.
Gegen 10 Uhr legen wir ab und gehen schön langsam alle binnen durch. Ich will Photos machen und laufe durch Lemmer an Land neben der Flotte her, dummerweise, wie sich später rausstellt steuerbordseitig, weil da die Sonne besser steht. Plötzlich ist nämlich der Weg alle, ich steh vor einem privaten Zaun und alle sind schon durch die letzte Brücke durch. Dumm gelaufen im wahrsten Sinne des Wortes.
Und Segelklamotten sind fürs sprinten echt nicht so geeignet stelle ich nun fest, ziemlich nassgeschwitzt sammelt mich meine Crew wieder ein, nachdem sie einen zusätzlichen bildschönen Anleger gefahren sind.
Nun geht’s gemütlich unter Fock durchs Land und zwar nicht so ganz über aber immerhin durch grüne Wiesen, eben schönes frysisches Binnensegeln. Eine schöne lange Kaffeepause im alten Örtchen Sloten schliesst sich an, wir liegen malerisch vor der alten Mühle ( ebenfalls Picasa oder Homepage), hier treffen wir noch andere Crews, die es sich ebenfalls im Cafe´ an der Ecke gemütlich gemacht haben. Wir strapazieren die Bordkasse um weitere 37 Euro für Kaffee, Bier und Likör mit Wattwurm aus Sahne.
Dieser Tag steht unter dem Motto bummeln und Schlemmen, denn nachdem wir hinter Sloten die Fock wieder oben haben geht sie nur wenige ( Ehrlich ,ganz wenige, so ca 3, grins) Meilen weiter in Woudsend unmittelbar hinter der Brücke wieder runter, als wir uns direkt vor das Cafe´ “Watersport“ in die Sonne legen und Pfannkuchen schmecken lassen. Nach und nach trudelt die restliche Flottille auch an uns vorbei, wir geniessen eben tourimässiges Brückenkino.
Nochmal 2 Meilen weiter gehen wir unmittelbar vor Heeg noch mal zum Kaffee an der vorgelagerten Insel an den Steg um dann so gegen 16 Uhr wohlbehalten, satt und glücklich im Hafen von Heech by de Mar wieder festzumachen und festzustellen, dass es eine tolle Woche war, eine super Crew und wir total viel Spass hatten.
Es schliesst sich ein gemeinsames Abschiedsessen in Heeg an,, für mich gleichzeitig Abschiedsessen, da ich heut Abend noch nach Hause muß.
Aber da mich der Plattbodenvirus fest in den Krallen hat, habe ich für das nächste Jahr schon wieder gebucht, noch bevor ich heim fahre. Ehrlich.
Euer Peter Zimmermann.
In 2013 ist unsere Flottillentörn geplant von 19 bis 26 April.
Falls Sie Lust haben mit zu fahren können Sie sich jetzt schon wieder anmelden.