Flottilentörn Heech by de Mar 2008.
Wattenflottilletörn Heech by de Mar 2008
Der Flottilletörn von Heech by de Mar findet jedes Jahr statt und ist ein wahres Happening.
In diesem Jahr machten wir uns wieder mit der beträchtlichen Anzahl von 12 Schiffen auf den Weg, eine Gruppe von 58 begeisterten Seglern.
Die Schiffe, die mitfuhren, waren:
Mit Skipper:
• Lemsteraak 13 Meter ‘Hendrickje Stoffels’ mit dem Skipper und Flottilleleiter Jan Cees, dem Reserveskipper Harry Koekebakker und 6 Gästen;
• Lemsteraak 14,50 Meter ‘Ronde Walvis’ mit Skipper Wil und 8 Gästen;
• Lemsteraak 11 Meter ‘Beste Vaert’ mit Skipper Martin Koekebakker und 5 Gästen;
• Lemsteraak 11 Meter ‘Brandende Liefde’ mit Skipper Marianne und 5 Gästen.
Schiffe ohne Skipper aus der Charterflotte:
• Vollenhovense Bol 8,50 Meter ‘Bolero’
• Lemsteraak 9,10 Meter ‘De Steert’
• Lemsteraak 9,50 Meter ‘Mata Hari’
• Lemsteraak 9,50 Meter ‘Josephine’
• Hoogaars 11,12 Meter ‘Vrouwe Willemke’
Die übrigen Schiffe, die sich bei der Gruppe anschlossen:
• Lemsteraak 10,50 Meter ‘Suydewinde’ der Familie Bottema
• Lemsteraak 10 Meter ‘De Bolle’ der Familie Weltevrede
• Schokker 13,70 Meter ‘Boreas’ der Familie Ockels
Freitag, 1. Tag
Die Teilnehmer trafen am Nachmittag nach und nach ein, und das gemütliche Treiben im Hafen nahm zu. Die neu gebildeten Crews lernten sich kennen und machten gemeinsam die für die kommenden Tage nötigen Einkäufe. Abends hatten wir ein Treffen im Restaurant ‘de Boeier’ in Heeg, und davor hatte fast jeder beschlossen, dort auch zu essen. Es wurde dann auch besonders gemütlich, und alle waren gespannt auf das, was sie erwarten würde.
Jan Cees eröffnete die Versammlung und stellte die Schiffe mit ihren Skippern und Crews vor. Daraufhin folgte ein Bericht über Schleusendurchgänge vom Salz- zum Süßwasser, über Betonnungsysteme und Staken, das Fahren als Flottille und Tipps im Hinblick auf Sicherheit. Dies alles wurde mit Hilfe einer Powerpointpräsentation über einen Beamer auf einer großen Leinwand illustriert.
Die Wettervorhersage war für die kommenden Tage ausgezeichnet: Ein stabiler Ostwind um die 5 bis 6 Bft. und Temparturen bis zu 17 à 18 Grad.
Aufgrund des stabilen Ostwinds wurde beschlossen, am ersten Tag durch die Binnengewässer nach Lauwersoog zu fahren, um dann mit einem schönen Segelwind übers Wattenmeer zu den Inseln Schiermonnikoog, Ameland und Terschelling zu segeln und schließlich durch die Schleuse bei Kornwerderzand wieder das IJsselmeer zu erreichen.
Um 21.30 Uhr war die Versammlung zu Ende, und für viele war dieser Abend sehr lehrreich.
Da das Palaver am nächsten Morgen für 8.00 Uhr angesagt war, zogen sich viele auf ihr Schiff zurück, wo sie eine warme Koje erwartete. Eine kleine Gruppe blieb etwas länger und machte es sich noch gemütlich.
Samstag, 2. Tag
Das Wetter war sonnig und frisch bei einem klaren Himmel über Holland.
Um 8.00 Uhr waren alle zur Abfahrt bereit, und in Kolonne ging es durch Friesland über das Sneekermeer, die neue Route durch Wartena und weiter durch Leeuwarden und Dokkum zum Endziel Dokkumer Nieuwe Zijlen. Nach unserer dortigen Ankunft um 19.00 Uhr stellten wir fest, dass wir leider nicht nach Oostmahoorn weiterfahren konnten, da Schleuse und Brücke nicht bedient wurden.
Obwohl wir während des größten Teils des Tages Gegenwind hatten, konnten wir dann doch noch auf dem Sneekermeer und vor Leeuwarden herrlich segeln.
Sonntag, 3. Tag
Palaver um 8.30 Uhr. Jan Cees kam mit der Meldung, dass wir so schnell wie möglich nach Lauwersoog mussten, da wir aufgrund des Tiefgangs nach halb zwei den Hafen von Schiermonnikoog nicht mehr anlaufen könnten. Falls das nicht gelingen sollte, müssten wir auf das nächste Hochwasser abends um halb zehn warten.
Um viertel nach neun gingen wir in zwei Gruppen durch die Schleuse von Dokkumer Nieuwe Zijlen. Vereinbart war, dass wir uns wieder auf Schiermonnikoog treffen würden. Das Wetter war frisch und bewölkt.
Mit einem Reff im Großsegel segelten wir mit Geschwindigkeiten von 7,5 Knoten herrlich über das Lauwersmeer. Der Wind war 5-6 Bft. Ost. Das Schleusen bei Lauwersoog ging sehr schnell, so dass wir um halb zwölf auf dem Wattenmeer waren. Inzwischen schien die Sonne, und bei perfekter Sicht hatten wir nach einer knappen Stunde die Fahrrinne nach Schier erreicht. Die Betonnung bestand jetzt aus Staken, und da sich die Rinne sehr schlängelte, konnte man leider nicht segeln, und wir setzten unseren Weg unter Maschine fort.
Kurz vor dem Hafeneingang fehlten an Steuerbord einige Staken, und bei Niedrigwasser stellte sich heraus, dass die Staken abgebrochen waren und einige Schiffe versucht hatten, eine neue Fahrrinne zu machen.
Der Hafen von Schier war schön leer, sodass wir genügend Platz hatten. Allerdings waren Wind und Strömung beim Anlegen heimtückisch, aber man half sich gegenseitig. Leider hatte die Lemsteraak ‘Suydewinde’ ein kleines Unglück, bei dem sie den Klüverbaum beim Aufprall gegen einen Stegpfahl verspielte. Die alten Toilettenwagen im Hafen von Schier gibt es zum Glück nicht mehr, und unter dem Restaurant befand sich jetzt ein schönes, neues Toilettengebäude. Bedauerlich war jedoch, dass diese Sanitäranlagen keinen extra Eingang hatten, und als das Restaurant um 18.00 Uhr schloss, konnte man nicht mehr duschen oder auf die Toilette gehen.
Montag, 4. Tag
Ein strahlender Tag mit einem kräftigen Ostwind von 5 à 6 Bft.
Palaver um 10.00 Uhr und Abfahrt um 10.30 Uhr. Dies war dann noch eine gute Stunde vor dem Hochwasser. Nach dem Hafenausgang blieben wir unmittelbar an der Steuerbordseite. Wir hatten uns das am Tag zuvor anhand der trockengefallenen Fahrrinne angesehen. Wir folgten wieder den Staken, und unmittelbar bei der ersten Tonne konnten wir Segel setzen. Wir passierten die ‘Paesensrede, das ‘Smeriggat’ und den ‘Holwerderbalg’. Ein wirkliches Erlebnis: Die Brandung direkt neben einem und Seehunde auf der Sandbank und im Wasser unter einem klaren Himmel; eine schöne, schöne Welt. Danach zum Pinkegat. Das ‘Vollenhovense Bolletje’ fuhr durch das ‘Binnengewässer’ über das ‘Frieschewad’ und konnte somit ein ganzes Stück abschneiden. Der Wind hatte inzwischen auf ganze 6 Bft. zugenommen. Wir waren viel zu früh am Treffpunkt auf dem ‘Wantij’ bei Tonne 28, nämlich um viertel vor zwei, sodass dort noch mindestens 1,5 Meter Wasser stand. Alle Schiffe gingen also vor Anker, wo dann während des Wartens bei herrlicher Sonne etwas gegessen wurde. Um vier Uhr lagen die Schiffe noch immer nicht fest, erst so gegen halb fünf. Um sechs Uhr war dann Niedrigwasser, trocken war es jedoch eigentlich erst um halb sieben, sodass man erst dann über den Meeresboden laufen konnte. Die Zeit des Trockenliegens wurde zum Spazierengehen, Ausruhen und Essen benutzt. Das Palaver war rund um die ‘Hendrickje Stoffels’ auf dem trockenen Watt, und es wurde vereinbart, trotz des starken Ostwinds von 7 bis 8 Bft. nach Nes auf Ameland zu fahren.
Das Wasser kam erst um 20.00 Uhr zurück, und um 21.00 Uhr lag niemand mehr fest. Es war praktisch dunkel, als wir auf das unbeleuchtete Watt fuhren. Die Fahrt durch die Öffnung im Damm von Holwerd nach Ameland war im Dunkeln ziemlich spannend, und wir mussten exakt in der Fahrrinne bleiben. Verschiedene, kleine Gruppen handhabten ihre eigene Navigation. Das war kein Problem, denn bei steigendem Wasser war es überall tief genug.
Kurz vor Ameland irrten sich einige Schiffe in der Route zum Yachthafen und fuhren einen zu westlichen Kurs, der sie in Richtung Strand brachte. Es stellte sich heraus, dass dort von einem Baggerer ein Kabel gespannt war, das man im Dunkeln nicht sehen konnte. Nach Beratschlagung über Funk wurde dieser spannende Augenblick zum Glück gut gelöst, und um 22.45 Uhr waren alle im sicheren Hafen. Es war ein herrlicher Abend mit einem klaren Sternenhimmel, an dem alle Sternbilder gut sichtbar waren.
Dienstag, 5. Tag
Der Wind wehte wieder kräftig. Die Vorhersage war 5-6 Bft. Ost und sonnig.
Um 9.30 Uhr Palaver, und um 10.00 Uhr war Abfahrt in Richtung Terschelling. Via das Molengat liefen wir aus und unter der trockenliegenden Sandbank entlang zum ‘Blauwe Balg’. Bei der Sandbank lag eine beträchtliche Anzahl Seehunde in zwei Gruppen. Danach setzten alle die Segel, und trotz der Reffe erreichten die Schiffe aufgrund des Stroms und des starken Ostwinds eine beträchtliche Geschwindigkeit. An Bord der Lemsteraak 11 Meter wurden auf dem GPS 9,3 Knoten gemessen, sie segelten also mit der sprichwörtlichen Geschwindigkeit einer Feuerwehr.Vom ‘Wantij’ aus zum ‘Oosterom’. Und dort dann ein kleines Stückchen über eine mit Tonnen versehene Untiefe bei den Noorderbalgen. Kurz vor dem Hafen von West-Terschelling wurden die Segel eingeholt, und dann fuhr man weiter bis ganz in den hinteren Hafen, dem Yachthafen für Sportboote. Um halb drei legten wir an. Im Hafen wurde es dann auf so manchem Schiff beim gemeinsamen Gläschen so richtig gemütlich.
Die Crew der Lemsteraak ‘Beste Vaert’ ging abends nach dem Essen noch herrlich am Hafen entlang in Richtung ‘Groenstrand’ spazieren, wo sich gleich um die Ecke Café De Walvis befindet. Hier kann man beim Genuss eines Gläschens den prächtigen Sonnenuntergang sehen. Leider wurde jedoch im letzten, entscheidenen Augenblick die Sonne von einer Wolke verdeckt. Wenn es dann vollkommen dunkel ist, kann man auf dem Spaziergang zurück alle Tonnen des ‘Slenk’ mit Blinkfeuer und auch die Lichter von Harlingen und den Leuchtturm von Vlieland gut sehen.
Mittwoch, 6. Tag
Die Sonne schien. Der Wind hatte etwas abgenommen, etwa 3-4 Ost.
Um acht Uhr Palaver und unmittelbar danach Abfahrt. Alle setzten die Segel, und via das Schuitengat (alte Route nach Terschelling) fuhren wir über den Vliestrom ins Inschot. Der Wind wurde Südost, und wir beschlossen daher, Harlingen an Backbord zu lassen. Auf halbem Wege im Inschot fiel der Wind leider ganz weg, und nachdem wir uns etwas hatten treiben lassen, beschlossen alle, das letzte Stück zur Schleuse von Kornwerderzand unter Maschine zurückzulegen. Um halb zwei konnten wir durch die Schleuse. Es war ein fantastischer Anblick, wie die 11 Plattbodenschiffe durch die Brücke gingen und in die Schleuse fuhren. Die ‘Brandende Liefde’ war etwas zurückgeblieben und musste auf das nächste Schleusen warten.
Unmittelbar südlich der Schleuse gab es mehr Wind aus dem Südwesten. Also haben alle Schiffe wieder Segel gesetzt und sind in Richtung Hindeloopen aufgekreuzt. Jan Cees hatte vorgeschlagen, von Hindeloopen aus nach Workum zu fahren. Nach einer Stunde war der Wind wieder weg. Die gesamte Flotte ließ sich bis etwa fünf Uhr mit Geschwindigkeiten von 0,5 und 1,0 Knoten ein bisschen treiben. Aufgrund des Fehlens der rot/weißen Untiefebojen entlang der friesischen Küste hatten einige Schiffe noch ein bisschen mit Untiefen auf dem IJsselmeer geübt.
Der Schokker ‘Boreas’hatte am nächsten Tag eine Verabredung in Makkum und nahm über Funk von allen Abschied.
Da die Temperatur beträchtlich gestiegen war, war das Sichtreibenlassen eigentlich sehr angenehm. Nach einigen Stunden liefen jedoch alle unter Maschine Hindeloopen an, wo wir um etwa sechs Uhr mit 11 Plattbodenschiffen anlegten, sodass der alte Hafen fast voll war.
Auch aufgrund des schönen Wetters war die Atmosphäre sehr gut. Alle Crews waren beim Genuss eines Häppchens und Gläschens über vier Schiffe verteilt. Um acht Uhr gab es ein paar Regentropfen, aber nicht der Rede wert. Es war ein strahlender Tag mit einem geselligen Abschluss.
Donnerstag, 7. Tag
Das Wetter war umgeschlagen. Im Hafen merkten wir das noch nicht so, aber draußen auf dem Wasser umso mehr. Um neun Uhr liefen alle aus in Richtung Workum. Fast alle Schiffe setzten auf dem IJsselmeer noch ein Segel oder fuhren dieses kleine Stück unter Maschine. Bei Windstärke 4-5 Südwest lässt sich das gut machen. Beim Anlaufen des Hafens von Workum muss man sich äußerst genau an die Fahrrinne halten. Unmittelbar neben der Rinne ist es sehr untief.
In der Schleuse von Workum konnten aufgrund der Schleusenabmessungen nur 2 bis 3 Schiffe zugleich geschleust werden. Die Fahrt durch Workum ist immer sehr schön.
Die ‘Vrouwe Willemke’, die die Schleuse schon eher passiert hatte, meldete über Funk, dass auf dem Heegermeer ein kräftiger Wind wehte, und somit setzten die meisten Schiffe 2 Reffs in das Großsegel. Das war, wie sich herausstellte, ein nützlicher Ratschlag. Jeder segelte in seinem eigenen Tempo nach Heeg zurück, während sich ein paar Schiffe zum Lunch auf einer Insel im Heegermeer verabredet hatten. Sie lagen dort recht geschützt. Bei einem Wind von 4-5 Bft. aus dem Südwesten ging das Segeln über das Heegermeer schön schnell, und das bei herrlichen Sonnenschein. Zwischen 16.00 und 17.00 Uhr trafen alle wieder im Heimathafen von Heech by de Mar ein, wo dann klar Schiff gemacht wurde. Um halb sechs fand unter der Leitung von Jan Cees das letzte Palaver mit den Crewmitgliedern aller Schiffe statt. Man konnte zur vollen Zufriedenheit aller auf eine schöne Segelwoche mit guten Segelmöglichkeiten und praktisch keinen Problemen zurückblicken.
Die Crew vom “Bolle” übergab Jan Cees ein kleines Geschenk als Dank für all das Nützliche, was er für uns alle getan hatte. Jeder wusste das zu würdigen.
Zusammenfassung:
Wir blicken auf eine fantastische Segelwoche mit Windstille und Wind bis zu 8 Bft. zurück.
Wir haben 3 Inseln besucht und hatten einen spannenden Nachttörn nach Ameland. Wie Jan Cees schon richtig sagte, ist der Törn problemlos verlaufen.
Einige Reaktionen von Mitseglern waren:
Lemsteraak Suydewinde: Hatten eine sehr schöne Woche und gute Erfahrungen gemacht. Falls möglich, fahren wir im nächsten Jahr gern wieder mit.
Schokker Boreas: Wir blicken auf einen herrlichen Urlaub zurück, einen wunderschönen Törn mit bahnbrechenden Erfahrungen. Vielen Dank, Heech by de Mar.
Lemsteraak De Bolle: Für uns war es das erste Wattenmeerfahren nach vielen Vorbereitungen in der Wintersaison: Funkzertifikate und ein Wattenmeerkursus in Utrecht. Wir durften mit unserem eigenen Schiff mit Heech by de Mar mitfahren, wo wir jahrelang gemietet hatten. Wir haben auf diesem Törn viel gelernt und den Schutz der Gruppe als sehr angenehm erfahren. Die guten Tipps von Jan Cees werden wir noch lange hegen, und wir danken der Familie Koekebakker von Heech by de Mar, dass wir dieses Abenteuer mitmachen durften. Bei angemessenem Wind trauen wir uns jetzt allein auf’s Watt, unsere Zielsetzung ist also erreicht!
Marianne van der Linden: Es war super, und ich werde dafür sorgen, dass im nächsten Jahr wieder ein Schiff mit Passagieren kommt, denn ich will gern wieder mit.
Crew der Lemsteraak Beste Vaert: Fantastisch, einfach super und bis zum nächsten Jahr!
Auf jeden Fall sagten alle entschieden: ‘Bis zum nächsten Jahr, denn dann sind wir wieder dabei!’