Wattenflottilletörn 2010

Der Flottilletörn von Heech by de Mar findet jedes Jahr statt und ist ein wahres Happening.
In diesem Jahr machten wir uns mit der beträchtlichen Anzahl von 15 Schiffen wieder auf den Weg, eine Gruppe von 74 begeisterten Seglern.

Datum: 16 bis 22 April 2010.

Die Schiffe, die mitfuhren, waren:
Mit Skipper:
• Lemsteraak 13 Meter ‘Hendrickje Stoffels’ mit dem Skipper und Flottilleleiter Jan Cees, dem Reserveskipper Harry Koekebakker und 6 Gästen;
• Lemsteraak 14,50 Meter ‘Ronde Walvis’ mit Skipper Wil und 9 Gästen;
• Lemsteraak 11 Meter ‘Beste Vaert’ mit Skipper Martin Koekebakker und 6 Gästen;
• Lemsteraak 11 Meter ‘Brandende Liefde’ mit Skipper Marianne und 5 Gästen.
• Lemsteraak 11 Meter ‘Welvaren’ mit Skipper Bert und 6 Gästen.

Schiffe ohne Skipper aus der Charterflotte:
• Vollenhovense Bol 8,50 Meter ‘Bolero’
• Vollenhovense Bol 8,50 Meter ‘Bolleke’
• Lemsteraak 9,10 Meter ‘Josephine’
• Lemsteraak 9,50 Meter ‘Mata Hari’
• Lemsteraak 9,50 Meter ‘Eline Vere’
• Lemsteraak 10,50 Meter ‘Tijdtverdrijf’
• Schokker 11,12 Meter ‘Schokbreker’
• Hoogaars 11,12 Meter ‘Vrouwe Willemke’

Die übrigen Schiffe, die sich bei der Gruppe anschlossen:
• Lemsteraak 10,50 Meter ‘Honesta’ der Familie Lechner
• Schokker 13,70 Meter ‘Boreas’ der Familie Ockels

Freitag, 1. Tag

Am Nachmittag des ersten Tages trudeln bei strahlendem Sonnenschein die Teilnehmer im Hafen von Heech by de Mar ein. Die Flotte liegt picobello sauber und top gewartet im Hafen wie man es von Heech by de Mar gewohnt ist.
Nachdem alle an Bord von der ‘Beste Veart’ sind gibt es erst mal eine Begrüßungsschluck aus der Champagner-Flasche. Solchermaßen eingestimmt fällt das kennen lernen leicht. Wir stellen sehr schnell fest dass wir sehr gut zueinander passen und wenden uns nun beschwingt erst mal den nächstliegenden alimentären Problemen für die nächsten 3 Tage zu.
Schnell ist die allgemeine Wunschliste erstellt, unsere Bordkasse gefüllt und die Einkaufsmanschaft setzt sich Richtung Supermarkt in Bewegung.  Auch hier stellt sich sehr schnell heraus, dass alles super passt.  Ohne große Absprache ergänzt sich unser Hol-und-Bringe-Dienst und ruck-zuck sind 3 Wagen gefüllt und ebenso schnell an Bord verstaut. Das gemeinsame erste Palaver im Lokal Boeier läutet die nächste Runde ein und nach einem Schlummertrunk geht es früh in die Koje weil ein sehr früher Start für den nächsten Morgen angesetzt wurde.

Samstag, 2. Tag

Uiiiiii ist das früh und kalt draussen!  Quasi fast noch Nacht für erschöpfte erholungssuchende Menschen.
Egal! Wie abgesprochen finden sich Skipper, Navigatoren und weitere Interessierte um 7.30 Uhr am Treffpunkt ein. Jetzt wissen wir auch, wieso das Palaver heißt (grins). ;-)
Und ob man es glaubt oder nicht, pünktlich um 8 ist das letzte Boot aus dem Hafen ausgelaufen.
Wir sind das vorletzte Boot und geniessen das herrliche Bild einer langen Reihe von Plattbodenjachten, die wie an einer Schnur aufgereiht in den Morgen fahren.
Das Wetter ist klasse. Der Wind ist  günstig und wir segeln unter Fock den anderen hinterher in Richtung Leeuwarden. Hier knubbelt es sich das erste mal angesichts der viel Brücken.
Weiter geht’s und abends liegen wir dann nach über 10 Stunden Fahrt in Dokkum im Hafen.
Jetzt folgt der gemütliche Teil des Tages mit kochen, trinken, erzählen und dann erholsam schlafen. Gute Nacht für heute.

Sonntag, 3. Tag

Auch dieser Tag empfängt uns mit bestem Wetter, wir segeln nach einem leckeren Frühstück los, Bald liegen wir vor der Schleuse Lauwersoog, nach langem warten sind wir endlich alle durch und es geht unter Vollzeug nach Schiermonnikoog. Bei ablaufenden Wasser fahren wir auf den Hafen zu, da wir als letzte Boot reinkommen ist das Wasser schon ganz schön weit weg und die Fahrrinne ist nur noch durch rudimentäre Pricken gekennzeichnet, die zum Teil nur noch aus abgebrochenen kurzen Stöckchen bestanden. Mit viel Mühe finden wir den richtigen Weg, der Hafenmeister bestätigt uns, dass wir das einzige Boot sind, welches korrekt der Fahrrinne gefolgt sind. Das Abendessen mundet sehr gut und den Wein haben wir uns verdient.

Montag, 4. Tag

Nach Frühstuck gehen wir ins Städtchen und finden den Laden und nachdem unsere Vorräte quasi verschwunden sind und wir im Teamwork mal wieder Unmengen an Bord schleppen entsteht nach dem entzetstem Blick unseres Skipper Martin ob der eingekauften Mengen das geflügelte Wort vom “nur das Nötigste”.
Diesmal laufen wir bei blauen Himmel uns Sonnenschein als erste aus und nachdem alle draussen sind und die Segel gesetzt sind bietet sich uns das traumhafte Bild von 14 wunderschönen Plattboden unter Vollzeug. Es ist einfach ein wunderschöner Anblick und die Auslöser unserer Kameras klicken um die Wette.
Nun geht es über ein  Wantaj, das ist der holländische Bruder vom örtlichen Chinesen ;-) grins!

Nun folgt das Highlight des Tages, wir fallen trocken. Allein die Tatsache, mit einem Schiff unter Motor auf eine Sandbank zu fahren hat für mich etwas sehr befremdliches. Fast alle Teilnehmer liegen dicht beisammen und nachdem das Wasser nur noch ca. 30 cm hoch ist steige ich in Segelzeug, aber mit kurzer Hose in die Fluten. Boah ist das kalt.!
Die Füße drohen zu erfrieren. Nur die mildtätige Spende unsere Nachbarn vom Schokbreker in Forms eines Bechers eines Heißgetränkes, in dem sich noch Spuren von Tee im Rum fanden retteten mich vor dem Kältetod, der Kollege, seines Zeichen Anästhesist wusste schon was er tat.

Als das Wasser dann ganz abgelaufen war traf man sich zum Spaziergang auf dem Meeresgrund und es war ein ganz, ganz tolles Erlebnis.
Nachdem alle wieder an Bord waren und es langsam dunkel wurde bereiteten wir aus “dem nötigsten” mal wieder ein opulentes Mahl zu. Die Stimmung an Bord war so gut uns es hat uns allen soviel Spaß gemacht, dass wir den ganzen Törn über auf Restaurants verzichteten und lieber an Bord waren, es war eben eine tolle Crew.
Auch unser Getränkevorrat bestand “nur aus dem nötigsten” so daß keiner Not leiden musste.
Nachdem das auflaufende Wasser dann wieder alle Teilnehmer schwimmfähig gemacht hatte kam das nächste toll Erlebnis: Nachtsegeln!!
Okay, zwar nur unter Maschine, aber das Erlebnis, sich unter all den blinkenden roten und grünen Lichtern die richtigen rauszupicken und tatsächlich den Kurs zu finden war einfach grandios!!
Dank Martin, unseres Skippers und seiner Ortskenntnis kam es auch zu keinen folgenschweren Irrtümern und er gab uns das Gefühl, es (fast) alleine in den Hafen von Nes auf Ameland geschafft zu haben. Hut ab, Martin, und DANKE!!
Der Abschlußportwein hat uns dann eine ruhige Nacht verschafft.

Dienstag, 5. Tag

Auch hier kaufen wir am nächsten Morgen ”nur das nötigste” ein. Der Wind ist allein im Hafen schon Bft. 4-5 und wir legen erst mal alle Reffs ein, die wir haben. Dann geht’s los, es klart auf und unter Sonnenschein und Kälte laufen wir Richtung Terschelling. Martin meint, es käme leichte Feuchtigkeit auf, der Rudergänger und auch Martin hatten hinterher das Gefühl, jedes Mal wenn unser Boot mit dem Bug eintauchte, würde eine Badewanne voll Eiswasser über ihm ausgekippt. Da wir uns alle abwechselten und zwischendurch “nur mit das nötigsten:  (Kaffe, Tee, Kuchen, Kekse, Schokolade, Lakritze, Würstchen usw.) versorgt wurden war es für uns alle eine Riesengaudi und wir sind Total gut gelaunt in Terschelling eingelaufen.
Martin meinte, soviel Dusche kriegt man in Holland nirgendwo für 50 Cent.  Unglücklicherweise schloss das Bullauge zur Kabine nicht ab, so dass unser ganzes Bettzeug geflutet war. Die Bordeigenen Heizung, Wind und Sonne schafften es dass wir dann trotzdem trocken schlafen konnten.
An dem Abend kommt nach unserem gemütlichen Kochen auch noch der Ausdruck der “meditativen Spülen” auf.

Mittwoch, 6. Tag

Der Tag beginnt mit Sonne und einem dem nächsten Highlight: der Skipper repariert die Rettungsweste eines Teilnehmers in weiniger als 20 Sekunden : er nimmt einfach eine neue!
Das Gelächter an Bord ist groß.

Dann laufen wir Richtung Harlingen, Poseidon , Neptun und alle sind mit uns, die Sonne lacht und wir laufen mit 9,9 Kn.(Okay der Strom ist mit uns) unter 2 Reffs.
Es ist unbeschreiblich schön, alle sind rechtzeitig in Harlingen. Wir liegen in einem großem Megapäckchen und man vertritt sich die Beine im Ort, nach Kip-Filet, Pommes, Frikandel spezial, Fischplatte und etlichen Kaffe geht’s dann wieder an Bord und die ganze Flotte läuft aus Richtung Schleuse Kornwerderzand.
Es ist dunkel als wir im Schleusenvorbecken ankommen und dann wird es mal wieder so richtig spannend: Alle versuchen im dunkeln möglichst schnell unter den mahnenden Zurufen des Schleusenwärters (der doch nachts nix anderes zu tun hat) möglichst gleichzeitig im Schleusenbecken einzulaufen.
Nach einigen hin und her sind wir alle drin und danach kommt ein traumhaft schönes, stilles und zauberhaftes Erlebnis , als wir unter Segeln bei fast Vollmond über das nächtliche IJsselmeer in totaler Stille bis auf das leise Rauschen der Bugwelle in Richtung Makkum segeln!!

Donnerstag, 7. Tag

Mal wieder Sonne und Temperaturen nahe dem Nullpunkt erwarten uns am nächsten Morgen.
Also Makkum und die Öffnungszeiten des Hafenmeisters und des Toiletgebouw passen so gar nicht. Aber wir sind ja keine kleinen Dummen und mit Hilfe einer Chip-Karte und einer Kiste in der Tür schaffen es alle zu duschen usw.
Jetzt kommt die Total inoffizielle, aber superspannende Flottillenregatta:
Der wunderschöne superschnelle Rennplattboden Boreas fungiert als Startschiff, nach etlichen Fehlstarts geht’s dann los. Also so ein Americas Cup ist ja gar nichts dagegen.
Alle fiebern Total mit, jedes bisschen wird herausgekitzelt, es gibt richtige Zweikämpfe, die Crews hadern mit dem Wind, Strom, Sonnen- und sonst welchen Göttern.
Wir haben den “Fockflüsterer” Helmut an Bord, es geht um Millimeter und der Erfolg gibt ihm recht, zum Schluss trennt uns nur eine Total ungerechte lokale Flaute vom gefühlsmäßig verdienten inoffiziellen Sieg. Vollkommen egal, es war ein Total tolles Erlebnis.
Nachdem die Endorphin- und Streßhormonspiegel sich wieder beruhigt haben sind wir kurz vor Stavoren. Das Schleusen “machen wir mit links” danach noch mal gemütlich Fritten essen und dann geht’s weiter unter Vollzeug Richtung Heeg. Es ist noch mal ein wundervolles Segelerlebnis. Bei Sonne, Wärme und in der Gesellschaft netter Leute genießen wir das Anlegerbier im Hafen von Heech by de Mar. Es war so schön dass wir uns alle entschließen, den letzten Abend alle zusammen an Bord zu verbringen.

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