Tiefenlinien und Relief auf Seekarten
Wie erkennt man steile Ränder auf der Karte?
Was sagen die Tiefenlinien über das Profil des Meeresgrundes?
Was bedeutet das für die Navigation?
Tiefenlinien
Die Tiefenlinien vermitteln einen Schatz an Informationen, viel mehr als die einzelnen Tiefenziffern. Auf einer Tiefenlinie ist es überall genauso tief. Eigentlich ist eine Tiefenlinie also eine Aneinanderreihung derselben Tiefenziffern.
Zwischen grün und blau läuft die Null-Meter-Tiefenlinie.
Zwischen blau und hellblau läuft die 2-Meter-Tiefenlinie.
Zwischen hellblau und weiß läuft die 5-Meter-Tiefenlinie.
Im Weiß der tiefen Rinne ist die 10-Meter-Tiefenlinie hellblau eingezeichnet.
Relief
Die Darstellung eines Reliefs auf einer platten Karte ist eine Herausforderung. Wenn man sich die Tiefenziffern eine nach der anderen anschauen würde, wäre das viel zu umständlich. Es sind vorallem die Tiefenlinien, die Einsicht in das Relief und den Verlauf des Meeresgrundes gewähren.
Steile Ränder
Dort wo die Tiefenlinien dicht beieinander liegen, steigt der Boden des Wattenmeers steil an. Südlich der VL3 handelt es sich ganz offensichtlich um einen steilen Rand. Die 10-Meter-Tiefenlinie läuft dicht an der Untiefe und der Sandbank entlang. Bei der VL1 liegen die Tiefenlinien viel weiter auseinander und sind die Tiefenunterschiede also geringer. Dies ist natürlich für die Navigation wichtig. Man will die VL3 nicht verfehlen, auch wenn es nur eine kleine, unbeleuchtete Tonne ist.
Sandriffel
Wo die Tiefenlinien ein Wellenmuster aufweisen, hat der Meeresgrund das im Allgemeinen auch wirklich. Man sieht das vorallem in den Seegatten, wo die starke Strömung über den Grund rollt und große Sandriffel entstehen, so wie man sie als kleine Riffel auf dem Strand sieht.
Unregelmäßiger Grund
Bei einem unregelmäßigen, fast ‘chaotischen’ Verlauf der Tiefenlinien auf der Karte kann man auch einen unregelmäßigen Grund erwarten. Man sieht das oft in der Innenkurve einer Rinne, die abbiegt. Auch dort überschlägt sich die Strömung mehr oder weniger, um dann ihren Weg zu verfolgen. Große Hubbel und Unebenheiten im Boden sind das Ergebnis. Zum Trockenfallen sind das also nicht die besten Stellen.
Zitat: Wir wollten südlich von Vlieland trockenfallen, da der Hafen voll war. Wir glaubten, dass es gleich am Hafen vorbei eine gute Sandbank geben würde. Bei dem Südwestwind schien die Stelle gut geschützt zu sein. Aber als das Vorschiff auf Grund lief, peilten wir am Achterschiff vom Cockpit aus noch zwei Meter Wasser. Wir sind dann etwas weiter reingefahren. Dort waren die Tiefenunterschiede geringer.
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Text: Marianne van der Linden
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