Linien von gleicher Tide
Für uns Wattenfahrer ist es nützlich, wenn man weiß, wie spät das Hoch- und Niedrigwasser an verschiedenen Orten im Wattenmeer ist.
Im vorigen Fahrtipp sahen wir, wie die Tide die holländische Küstenlinie von Süd nach Nord folgt und auf dem Wattenmeer ihren Weg von West nach Ost fortsetzt. Das bedeutet, dass es bei Texel eher Hochwasser ist als bei Schiermonnikoog.
Im untiefen Wattenmeer wird der Tidenstrom noch langsamer. Bei Vlieland ist es 47 Minuten früher Hochwasser als in Harlingen. Die ‘Linien von gleicher Tide’ sind für das Wattenmeer ziemlich genau bekannt:
Abbildung 1 Linien von gleichzeitigem HW auf dem Watt
Wenn man eine Untiefe passieren möchte, benötigt man diese kleine Karte. Man kann dann von jeder Stelle auf dem Watt aus bestimmen, wie spät es Hochwasser ist. Auch von den Orten aus, für die keine Gezeitentafeln herausgegeben werden.
Der Ortsname ‘Harlingen’ ist umrandet, um deutlich zu machen, dass Harlingen als Ausgangspunkt gewählt wurde. Auf der Linie von Harlingen nach Terschelling ist es gleichzeitig Hochwasser. Genau wie auf jeder anderen Linie mit der Angabe “0.00”. Zur Verdeutlichung sind die Linien durch Rot gekennzeichnet.
Zwischen Den Oever und Oudeschild (Texel) sieht man die Linie, wo es 1 Stunde und 30 Minuten eher Hochwasser ist als in Harlingen (mit “-1.30”). Hochwasser bei Harlingen um 12.00 Uhr bedeutet schon um 10.30 Hochwasser bei Oudeschild. Diese Linien sind durch Grün gekennzeichnet.
Abbildung 2 Linien von gleichzeitigem NW auf dem Watt
Die kleine Karte mit den Linien von gleichzeitigem NIEDRIGwasser sieht ganz anders aus! Bei Niedrigwasser ist der Zeitunterschied zwischen Oudeschild und Harlingen noch größer, 2 Stunden und 30 Minuten. Diese Karte benötigt man, wenn man trockenfallen will, um zu berechnen, wie spät es an dem gewählten Ort Hochwasser ist. Anhand davon bestimmt man, wie spät man vor Ort sein will, sodass zum Trockenfallen noch genügend Wasser wegläuft.
Es gibt noch einen wichtigen Grund, warum man wissen sollte, wie spät das Niedrigwasser genau eintritt. Das ist nämlich ein sicherer Zeitpunkt, an dem man (nach der Wanderung auf der Sandplatte) wieder bei seinem Schiff zurück sein muss. Denn das Zurückkommen des Wassers geht schneller als das Weglaufen! Also sollte man die Wanderung sobald wie möglich machen und dafür sorgen, dass man zur Zeit des Niedrigwassers beim Schiff zurück ist.
Dabei ist für den Texelstrom eine extra Warnung am Platze. Das Wasser steigt hier dreimal so schnell wie es verschwunden ist! Wenn man im Stromgebiet des Texelstroms trockenfällt, ist es also besonders wichtig, rechtzeitig beim Schiff zurück zu sein!
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Text Marianne van der Linden
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